Repertoire

Werke für Chor mit Klavier/Orgel/Percussion

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Der Geist der idealistischen Wissensgesellschaft

(Postmoderne, Globalisierung und Digitalisierung, Völkerwanderung und Gemeinwohl-Ökonomie)

1980 bis 2159

ist eine Missa brevis für vierstimmig gemischten Chor und Streichorchester oder Orgelad libitum (auch a cappella zu singen) zu Ehren des hl. Godefridus von Richard Burzyński (*1946), die der Komponist Pfarrer Heinrich Kopowski widmete. Burzyński war seit 1982 Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und der Universität Dortmund, seit 1983 Sprecher der Kath. Kirchenmusiker im Dekanat Werne der Diözese Münster sowie seit 1986 Chordirektor des Fachverbands deutscher Berufschorleiter (FDB).

Besetzung: Coro SATB [Org. ad lib.] / Sprache: Lateinisch / Dauer: ca. 11 min / Tonart: F-Dur / Verlag: Wildt’s W 982018 M

ist ein geistliches Motettenwerk für gemischten Chor und Glockenspiel von Henryk Górecki aus dem Jahre 2000. Es hat eine Instrumentalbegleitung, die jedoch so sparsam eingesetzt und, kaum überraschend, für den Schluss aufgespart wird. Der Text für den Lobgesang ist von bezeichnender Prägnanz; er besteht aus kurzen Psalmpassagen, die Górecki zusammengestellt hat: Lobet, lobet den Herrn. Groß bist Du, o mein Herr, o mein Gott. Ewig sollst Du sein, Ewig. Doch Motivation für die Komposition war in erster Linie nicht religiös, auch wenn die von Górecki ausgewählten Texte das nahelegen. Es war ein Auftragswerk anlässlich des 600. Geburtstages von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern (Mobilletterndruck) und der Druckerpresse; die Uraufführung fand am 13. Februar 2000 mit dem Mainzer Figuralchor unter der Leitung von Stefan Weiler in der Johanniskirche in Gutenbergs Geburtsstadt Mainz statt. Um das Werk ganz besonders auf Gutenberg zu münzen, bildete Górecki ein Thema mit zwölf Tönen aus den Buchstaben seines Namens. Dies geschieht gegen Ende, wo das Thema vom Glockenspiel gespielt wird, während der Chor einen E-Dur-Akkord auf dem Wort „Ewig“ hält. Górecki hat tatsächlich eine ganze Reihe von ähnlich angelegten Huldigungen an einzelne Persönlichkeiten geschrieben, die er sehr schätzte, seien sie tot oder lebendig. Einige dieser Werke waren private Gaben an die Widmungsträger. Dieses allgemeine Beispiel ist eines der zauberhaftesten und bewegendsten, nicht zuletzt wegen der Dissonanz, die Górecki zwischen Instrument und Stimmen schafft, als wolle er die fragile Beziehung zwischen Leben, Sterblichkeit und Gedenken betonen. Der Lobgesang op. 76 ist zudem ein gutes Beispiel für Góreckis seit Anfang der 1980er Jahre aufkommenden Geschmack an interessanten und unerwarteten Akkordverschiebungen.

Besetzung: Coro SATB und Glockenspiel / Sprache: Deutsch / Dauer: ca. 8 min / Tonart: a-Moll / Verlag: Boosey & Hawkes BH5402226

ist eine GospelMesse für gemischten Chor, Sprecher und instrumentale Begleitung ad lib. von Lorenz Maierhofer. Body & Soul verbindet in zehn liturgisch gebundenen religious and spiritual songs musikalische Stilmittel aus Gospel, Swing und Pop mit Liedtexten basierend auf Psalmen. Verschiedene Aufführungsvarianten (Chor a capella / Chor a cappella und Sprecher / Chor, Sprecher und Instrumentalbegleitung) und die auch für junge Stimmen gut realisierbaren Arrangements ermöglichen eine vielfältige Verwendung der Chorkompositionen in Gottesdienst und Konzert. Für eine meditative Einstimmung und ein bildliches Grundverständnis der Songtexte ist jedem Chorstück ein Sprechtext vorangestellt, der in englischer oder deutscher Sprache frei deklamiert werden kann. Bei einer Aufführung in nicht englischer oder deutschsprachigen Teilen der Erde sollten die Sprechtexte in die Sprache des Auditoriums / der feiernden Gemeinde übersetzt werden. Body & Soul vermag Menschen in grooviger und doch besinnlich meditativer Weise verbinden.

Besetzung: Coro SATB (oder SAAB), Sprecher und Instrumentalbegleitung ad lib. / Sprache: Englisch / Dauer: ca. 20 min / Schwierigkeitsgrad: mittelleicht / Text: Lorenz Maierhofer / Verlag: Helbling C4808

ist ein Sammelband an 11 Anthems für gemischten Chor mit und ohne Klavier/Orgel von John Rutter aus dem Jahre 2003. Darunter befinden sich die vier Anthems All things bright and beautiful / For the beauty of the earth / I will sing with the spirit / Look at the world für gemischten Chor mit Klavier und die vier Segenswünsche Go forth into the world in peace / A Clare Benediction / The Lord bless you and keep you / The peace of God sowie A Choral Amen für Chor mit Orgel. Die hier zusammengefassten 11 Anthems zeigen besonders deutlich die beiden Pole in Rutters Chorstil: die klassische Tradition mit der Verbindung linearer Struktur und neuromantischer Harmonik sowie den leichtgewichtigen Sound musicalmäßiger Liedhaftigkeit.

Besetzung: Coro SATB / Sprache: Englisch /  Verlag: Oxford University Press OUP53417

ist ein Christmas Carol für gemischten Chor und Harfe oder Klavier von John Rutter aus dem Jahre 1988 zu Worten von John Rutter. Es zeigt besonders deutlich einen der beiden Pole in Rutters Chorstil: den leichtgewichtigen Sound musicalmäßiger Liedhaftigkeit.

Besetzung: Coro SATB, Harfe oder Klavier / Sprache: Englisch / Dauer: ca. 3,5 min / Schwierigkeitsgrad: mittelleicht / Text: John Rutter / Verlag: Oxford University Press X325 (Einzelausgabe)

ist ein Sammelband der ausgewählten Christmas Carols The very best time of year (Die wunderbarste Zeit ist nah) / Shepherd’s pipe carol (Weihnachtslied des Hirten) / Mary’s lullaby (Marias Wiegenlied) / Christmas lullaby (Weihnachtswiegenlied) für gemischten Chor mit Klavier oder Orgel von John Rutter aus dem Jahre 1998. Er zeigt besonders deutlich einen der beiden Pole in Rutters Chorstil: den leichtgewichtigen Sound musicalmäßiger Liedhaftigkeit. Weihnachten hatte schon immer einen besonderen Platz im Herzen des Komponisten, und so hat er viele Jahre eine große Zahl von Christmas Carols arrangiert und komponiert, teilweise sogar auf eigene Texte. Nicht wenige davon wurden in verschiedene Sprachen – einschließlich Finnisch, Schwedisch, Koreanisch oder Japanisch – übersetzt, bis dahin aber keines ins Deutsche. Um so mehr freute es Rutter, dass die Übersetzungen von Alex Grendelmeier nicht nur die Stimmung des Originals bewahren, sondern gleichzeitig auch zu einem eigenen poetischen Gesamtbild finden. Die Gesangsstimmen sind sowohl für junge als auch genauso gut für ältere Chöre geeignet. Im Lied Star Carol (Der Stern von Bethlehem) gibt es eine optionale Stimme für Kinderchor unisono.

Besetzung: Coro SATB, Klavier/Orgel [Kinderchor ad lib.] / Sprache: Englisch (Deutsch) / Text: John Rutter (Dt. Übersetzung: Alex Grendelmeier) / Verlag: Bärenreiter BA 7580

ist ein Chorwerk für gemischten Chor mit Klavierbegleitung von Eric Whitacre aus dem Jahre 1991, das den Ablauf eines Gewitters musikalisch darstellt. Whitacre komponierte Cloudburst im Alter von 21 Jahren im Herbst des Jahres 1991 während seines Studiums an der University of Nevada in Las Vegas. Die 1995 veröffentlichte Originalversion schrieb Whitacre für Chor mit Klavierbegleitung auf Anregung der Dirigentin Jocelyn Kaye Jensen. Die Variante für Blasorchester entstand 2001 als Auftragsarbeit für die Indiana Bandmasters Association und wurde am 16. März 2002 zum Indiana All State Festival uraufgeführt.[1] Der Text stammt aus dem Gedicht El Cántaro Roto von Octavio Paz. Beide Versionen widmete Whitacre J. K. Jensen.[2] Im Jahr 2007 war eine Chorversion von Cloudburst für den Grammy Award nominiert.

Besetzung: Coro SATB, Klavier / Sprache: Latein / Dauer: 8,5 min / Schwierigkeitsgrad: mittelschwer / Tonart: A-Dur / Text: aus dem Gedicht El Cántaro Roto von Octavio Paz / Verlag: Walton Music WJMS 1001

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Der Geist der kapitalistischen Konsumgesellschaft

(Romantik und Nationalstil, Impressionismus und Expressionismus, Avantgarde und Moderne)

1802 bis 1980

nach Worten der Heiligen Schrift ist ein Requiem des Komponisten Johannes Brahms in der sogenannten Londoner Fassung für Chor und Klavier. Zur Entstehung dieser Fassung existieren unterschiedliche Meinungen. Gemeinhin wird sie als eine eigenhändige Bearbeitung Brahms’ für die erste Aufführung des Werks in London 1871 bezeichnet.[1] Neueren Forschungen[2] zufolge wurde für diese Aufführung ein bereits 1869 von Brahms selbst veröffentlichtes vierhändiges Klavierarrangement[3] verwendet, das eigentlich für das heimische Musizieren ohne Chor vorgesehen war. Der Chorpart wurde hierfür nur teilweise aus den Klavierstimmen gestrichen. August Grüters (1841-1911) legte das Brahms-Requiem in der eingerichteten Fassung für zwei Klaviere zu vier Händen vor. Im Gegensatz zu Brahms eigener Klavierfassung, die eine Aufführung ausschließlich mit Klavier OHNE Solisten, Chor und Orchester ermöglichen sollte, sind in Grüters Bearbeitung die Singstimmen nicht enthalten, so dass diese Fassung für Aufführungen des Werks mit Klavier statt Orchester bestens geeignet ist. Heinrich Poos schrieb eine Bearbeitung für Soli, Chor, zwei Klaviere und Pauken. Auf Basis einer 1963 erstellten Vorlage des Amerikaners Norris L. Stephens wurde vom St. Galler Domorganist Willibald Guggenmos 2014 eine Fassung für Chor, Orgel und Pauke geschaffen. Der im evangelisch-lutherischen Hamburg groß gewordene Brahms orientierte sich bei der Auswahl seiner Texte nicht am traditionellen Kanon des Requiems als Totenmesse, sondern wählte aus Texten des Alten und Neuen Testamentes in der Fassung der Lutherbibel vor allem solche aus, in denen der Trost der Hinterbliebenen im Mittelpunkt steht. Brahms zeigte dabei, wie vertraut er mit den Bibeltexten und Psalmen war, und gestaltete sein Deutsches Requiem nicht als Trauermusik, sondern zum Trost derer, „die da Leid tragen“, also als eine von Ernst, Würde und Zuversicht getragene Musik für die Lebenden. Der kirchenmusikalischen Gattung des Requiems kann und soll das Werk deshalb nicht gerecht werden; von der Anlage – vor allem der Besetzung – her kann man es eher als Oratorium bezeichnen, wenn auch die dramatische Komponente fehlt. In der Textabfolge knüpft es am ehesten an die evangelische Motette früherer Zeiten an. „Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches Requiem zu stellen vermag“, so hymnisch urteilte der schwer zu begeisternde Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick einst. Das Requiem wurde der Durchbruch für den gerade 33-jährigen Komponisten und eines seiner populärsten Werke. Weitere Informationen in der freien Enzyklopädie Wikipedia unter: Ein deutsches Requiem.

Besetzung: Soli SBar, Coro SATB, 2 Pfte 4hdg / Sprache: Deutsch / Dauer: ca. 70 min / Schwierigkeitsgrad: mittelschwer / Verlag: Breitkopf & Härtel Nr. 3218 (für Soli und Chor), Carus CV 23.006/03 (Klavierauszug, 4 händig)

ist die zweite Motette der Geistlichen Chormusik op. 12 des deutschen Komponisten Hugo Distler (1908–1942), entstanden 1934 für den Totensonntag. Die für 4-stimmigen Chor a cappella gesetzte Komposition umfasst 14 gesungene Verse, zwischen denen 12 gesprochene Verse von Johannes Klöcking stehen. Hugo Distler beschäftigte sich bereits seit Sommer 1932 mit dem Thema eines Totentanzspiels. Letzten Anstoß zur Komposition im Jahr 1934 bildete vermutlich eine ihn stark beeindruckende Aufführung von Leonhard LechnersSprüche vom Leben und Tod“ sowie der Motette „Selig sind die Toten“ von Heinrich Schütz in der Lübecker Jakobikirche. Weitere Inspirationsquelle war der Lübecker Totentanz in der Lübecker Marienkirche, der 1701 als Kopie eines im 15. Jahrhundert entstandenen Bilderzyklus entstand. Die Zerstörung des Lübecker Totentanzes 1942 im Zweiten Weltkrieg sollte Distler, kurz vor seinem Suizid im gleichen Jahr, noch erleben. Die Uraufführung des „Totentanzes“ fand am 24. September 1934[2] in der Lübecker Katharinenkirche unter der Leitung von Bruno Grusnick statt. Für die zweite Aufführung des „Totentanzes“ (Kassel, November 1934) komponierte Distler zusätzlich kurze Variationen des Liedes „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“ für Flöte solo, die seitdem teilweise mitaufgeführt werden, eingeschoben jeweils zwischen gesprochenem und gesungenem Vers.

Besetzung: Sprecher, Gemischter Chor (SATB), Flöte ad libitum / Sprache: Deutsch / Dauer: 31 min / Tonart: C-Dur / Text: Angelus Silesius, Johannes Klöcking / Verlag: Bärenreiter BA 752, 23. Aufl. 2019

ist eine Beerdigungsmesse für vierstimmig gemischten Chor mit Orgel ad libitum von Charles Gounod aus dem Jahre 1883 anlässlich einer Kirchlichen Begräbnisfeier  (Exequien, auch in der Schreibweise Exsequien, von lat. Exsequiae zu exsequi „hinausgeleiten, aussegnen“), einer liturgischen Feier der Verabschiedung und Bestattung eines römisch-katholischen Christen. Als Besonderheit des französischen Ritus wird ein Pie Jesu (letzter Halbvers des Dies Irae) als eigenständiger Satz (vor dem Agnus Dei) hinzugefügt unter Auslassung der Sequenz. Zudem verzichtet Gounod hier auf den Introitus: Requiem aeternam dona eis, Domine sowie auf dieCommunio: Lux aeterna. Die Messe funèbre CG 147b besteht demnach bloß aus folgenden Sätzen: Kyrie / Sanctus / Pie Jesu und Agnus Dei. Eine weitere Besonderheit ist die Besetzung für zwei Soprane, Tenor und Bass. Alle kirchenmusikalischen Beiträge Gounods zeichnen sich durch eine schlichte Innigkeit der Melodieführung, eine durchweg eingängige Harmonisierung und andächtige Klanglichkeit aus. Als stilistisches Merkmal einer romantisierenden, gelegentlich sentimental wirkenden Musikauffassung wird von manchen Kritikern manche „Gefühligkeit“ belächelt, doch steht das ästhetische Ergebnis (bis heute) unbeschadet einer tiefgreifenden Volksfrömmigkeit nahe. Zudem spricht aus allen Werken die Religiosität des Komponisten. Ein Widmungsbrief Gounods an Papst Leo XIII. bestätigt, dass der Autor bewusst auf komplizierte Satztechniken zugunsten einer stets klaren Textaussage verzichtet und stattdessen eine teils choralartige, teils melodieselige Homophonie zum Schaffensprinzip erhoben hat.

Besetzung: Coro SSTB [Org. ad lib.] / Sprache: Latein / Dauer: ca. 15 min / Tonart: F-Dur / Verlag: Carus CV 27.090

ist ein geistlicher Festgesang für gemischten Chor und Klavier/Orgel bearbeitet von Gerhard Track (Musik) und Herbert Vogg (Text) aus dem Jahre 1997. Die Festkantate „Es werde Licht!“ war ursprünglich der Festgesang zum Gutenbergfest MWV D4, voller Titel: Festgesang zur Eröffnung der am ersten Tage der vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst 1840 auf dem Marktplatz zu Leipzig stattfindenden Feierlichkeiten, eine weltliche Kantate von Felix Mendelssohn Bartholdy (Musik) und Adolf Eduard Prölß (Text) für Männerchor und zwei Blasorchester. Der zweite Satz wurde ein beliebtes Weihnachtslied in England und in den USA: Hark! The Herald Angels sing, Text von  Charles Wesley (1739), veränderter Text von George Whitefield (1753). Arrangiert wurde die Musik zum bereits vorhandenen Text von William Cummings (1850). Dieses Weihnachtslied ist in unzähligen Ausgaben und Bearbeitungen erschienen. Gerhard Track, der 28 Jahre in den USA lebte (1958-1986), fand eine Kopie der Originalkantate und erkannte das Weihnachtslied als zweiten Satz der „Gutenberg-Kantate“. Zuerst hatte er den Wunsch, dass Dr. Herbert Vogg einen neuen weihnachtlichen Text zur Kantate verfasse. Doch die erste Textstelle des dritten Satzes: „Der Herr, der sprach: Es werde Licht!“ veranlasste Herbert Vogg, einen geistlichen Festkantatentext zu schreiben. So kann diese Komposition nicht nur zu Weihnachten, sondern auch als festliches Werk während des ganzen Jahres aufgeführt werden.

Besetzung: Coro SATB, Klavier oder Orgel / Sprache: Deutsch / Dauer: ca. 15 min / Schwierigkeitsgrad: mittel / Text: Herbert Vogg / Verlag: Doblinger 45 574

 

für vierstimmig gemischten Chor ist die VaterunserMotette des polnischen Komponisten Stanisław Moniuszko vom 17. Juni 1859 in Warschau, benannt nach ihrem Incipit Ojcze nasz („Vater unser“). Sie ist eine Vertonung des am weitesten verbreiteten Gebets im Christentum und das einzige, das Jesus selbst seine Jünger lehrte (vgl. Mt 6,9–13 EU). Deshalb auch der Beinamen Modlitwa Panska („Gebet des Herrn“). Moniuszkos Musik als Ganzes ist repräsentativ für die Romantik des 19. Jahrhunderts. Viele seiner Lieder wurden überaus populär, sie nahmen den Charakter von Volksliedern an. Von Zeitgenossen wurde Moniuszko daher „der polnische Schubert“ genannt.[1] Dies Werk ist dennoch ein ganz besonderes: Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1963) war nämlich Latein die Liturgiesprache im Gottesdienst der römisch-katholischen Kirche. Das bedeutet, dass die für den lateinischen Ritus bestimmten Motetten seit vielen Jahrhunderten mit lateinischen Worten vertont wurden. Moniuszko aber schrieb vor allem Lieder und Opern, viele voller patriotischer Volksmelodien der Gründer Polen-Litauens.[1] Er wird als „Vater der Polnischen Nationaloper“ bezeichnet. Am 1. August 1858 war Moniuszko in Warschau zum Chefdirigenten der Opera Narodowa (Polnische Nationaloper) im Teatr Wielki ernannt worden. Schon während des ersten Jahres hatte er es geschafft, eine seiner Opern auf den Spielplan zu setzen (Flis) und dirigierte beinahe ausschließlich eigene Kompositionen.[5] Am 17. Juni 1859, also knapp ein Jahr später, legte er in Warschau das Gebet des Herrn für vierstimmig gemischten Chor a cappella vor, aber nicht in lateinischer, sondern in polnischer Sprache. Warum? Weil die Kirche Garant des Polentums war, wie es der langjährige Osteuropa-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Thomas Urban, in seinem Buch Polen – Portrait eines Nachbarn (2008, Aktualisierte Auflage in der BsR 2012) hervorragend beschreibt: „Die Rolle der katholischen Kirche beim Überleben Polens als Nation ist kaum zu überschätzen: Während der Zeiten der Fremdherrschaft trug sie entscheidend zum Zusammenhalt des Volkes als Kulturgemeinschaft bei, beginnend mit dem erfolgreichen Widerstand der Klosterfestung Tschenstochau gegen ein schwedisches Invasionsheer im Jahr 1655. Der Sieg wurde der Schwarzen Madonna auf dem Klosterberg zugeschrieben. Die Ikone ist seitdem Nationalheiligtum, die Jungfrau Maria wird als „Königin Polens“ verehrt. Die Polen sahen sich damals als Vorposten der wahren Christenheit. Ihre Nachbarn im Norden und Westen, die Schweden und die Preußen, waren protestantisch, die im Osten russisch-orthodox. Und von Süden bedrohten in dieser Zeit die Türken die Christenheit. Während der Teilungen Polens, aber auch während des deutschen Besatzungsterrors im Zweiten Weltkrieg und des anschließenden von Moskau gestützten Parteiregimes war die katholische Kirche der Hort einer polnischen Identität, sie verteidigte die polnische Sprache und Kultur. Folglich wurde der Klerus von allen Teilungs- und Besatzungsmächten bekämpft. Der Kirchgang war somit auch ein Akt der Auflehnung gegen Fremdherrschaft.“

Besetzung: Coro SATB [Org. ad lib.] / Sprache: Polnisch / Dauer: ca. 3 min / Text: Mt 6,9–13 EU / Verlag: Ośrodek Muzyki Liturgicznej przy parafii pw. św. Karzimierza w Szczecinie (www.oml.szeczecin.pl) oder Helbing C8240 ROMANTIK a cappella Bd. 2: Geistliche Gesänge, hrsg. von Michael Aschauer und Jan Schumacher

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Der Geist des Barock, Absolutismus und der Aufklärung

(Epoche des Generalbasses und der Wiener Klassik)

1603 bis 1802

ist eine geistliche Choral-Motette für vierstimmig gemischten Chor von Johann Christoph Friedrich Bach. Sie basiert auf Philipp Nicolais Kirchenhymne Wachet auf, ruft uns die Stimme(1599), dessen Melodie eine Wendung aus der seinerzeit bekannten Silberweise des Nürnberger Schuhmachers und Meistersängers Hans Sachs zitiert. Die Motette in E-Dur besteht aus drei Teilen, in einem „Choral“ überschriebenen Teil greift Bach auf einen Kantionalsatz aus der Feder seines Vaters zurück: Es handelt sich um den Schlusschoral von Johann Sebastian Bachs gleichnamiger Kantate BWV 140.

Besetung: Coro SATB [4 Instr, Org], Sprache: deutsch, Dauer: 17 min

ist eine der 11 überlieferten Motetten von Johann Ludwig Bach , die innerhalb ihrer Gattung eine herausragende Stellung einnehmen. Fest in der thüringischen Motettentradition verwurzelt, erreichen sie dennoch sonst kaum zu beobachtende Dimensionen. Das gilt auch im Blick auf die Mehrchörigkeit, die hier von der Ausnahme zur Norm erhoben wird – galt es doch, dem Repräsentationsbedürfnis eines Hofes Rechnung zu tragen. Wechselnde Besetzungen und dialogische Abschnitte tragen zum Abwechslungsreichtum der ausdrucksstarken Komposition bei. Ohne Zweifel bildet die Motette des von Johann Sebastian Bach hochgeschätzten „Meininger Bach“ eine wertvolle Bereicherung des Repertoires aller Chöre.

Besetzung: Coro SATB/SATB, [Bc], Sprache: deutsch, Dauer: 4 min, Tonart: B-Dur, Bibelstelle: Ps 73,28

eine geistliche Motette für fünfstimmig gemischten Chor von Johann Sebastian Bach, deren Grundgerüst das gleichnamige Kirchenlied von Johann Franck (Text) und Johann Crüger (Melodie) (1653)[1] bildet. Für viele Chorsänger*innen ist „Jesu, meine Freude“ nicht eine, sondern DIE Motette Bachs. Zwischen seinen sechs Strophen steht jeweils eine Stelle aus dem Römerbrief. Bach komponierte die Motette zwischen 1723 und 1735, vermutlich für eine Begräbnis- oder Gedächtnisfeier. Musikalisch im Ton einer Trauermusik gehalten, vermittelt der Text die Abkehr von den weltlichen Dingen und die Hinwendung zum Geist Jesu, der über alle Traurigkeit triumphiert (so der Schluss: „Dennoch bleibst du auch im Leide / Jesu, meine Freude“).

Besetzung: Coro SSATB, [5 Instr, Bc], Sprache: deutsch, Dauer: 25 min, Schwierigkeitsgrad: 4, Tonart: e-Moll, Bibelstelle: Röm 8,2.9-11

eine geistliche Begräbnis-Motette für Doppel-Chor von Johann Sebastian Bach, deren Grundgerüst das gleichnamige Kirchenlied von Paul Gerhardt (Text und Melodie) (1653)[1] bildet. Der Text ist eine Kombination aus den beiden Versen Jesaja 41,10 und Jesaja 43,1, die beide mit „Fürchte dich nicht“ beginnen. Der zweite Vers wurde mit Paul Gerhardts Hymne „Warum sollt ich mich denn grämen“ kombinert. Bach komponierte die Motette wahrscheinlich 1726 in Leipzig, doch viele Wissenschaftler meinen, der Musikstil der Motette lässt auf eine frühere Entstehungszeit in Weimar schließen.

Besetzung: Coro SATB/SATB, [5 Instr, Bc] / Sprache: Deutsch / Dauer: ca. 9 min / Tonart: A-Dur / Text: Jes 41,10; 43,1 / Verlag: Carus CV 31.228

eine geistliche Trauer-Motette für fünfstimmig gemischten Doppel-Chor von Johann Sebastian Bach mit einem Text von Paul Thymich. 1684 hatte Thomaskantor Johann Schelle zur Beerdigung des Thomasrektors Jacob Thomasius den für diesen Anlass von Paul Thymich gedichteten Text Komm, Jesu, komm in einer fünfstimmigen Chorarie vertont. Knapp 50 Jahre später greift Schelles Nach-Nachfolger Johann Sebastian Bach diesen Text auf und legt die 1. und 11. Strophe seiner gleichnamigen, doppelchörigen Trauermotette zugrunde. Doch nur die erste Strophe von Thymichs Text vertont Bach doppelchörig, die letzte ist auch bei Bach in der Form einer Chorarie vertont. Nach einer besonders markanten und zugleich schwierigen Stelle in Satz 1 hat die Motette bei den Thomanern den Spitznamen „Der saure Weg“ erhalten.  Dies ist Bachs einzige Motette ohne biblischem Text.

Besetzung: Coro SATB/SATB, [8 Instr, Bc] / Sprache: Deutsch / Dauer: ca. 9 min / Tonart: g-Moll / Verlag: Carus CV  31.229

ist eine geistliche Motette (Joh 11,25-26) für zwei gemischte Chöre a cappella von Heinrich Schütz aus dem Jahre 1620.

Besetzung: Coro SATB-SATB, [8 Instr, Bc] / Sprache: deutsch / Dauer: ca. 3 min / Tonart: d-Dorisch / Text: Joh 11,25-26 / Verlag: Choral Public Domain Library

ist eine geistliche Motette (Psalm 67,8) für gemischten Chor und Basso continuo von Georg Philipp Telemann. Im Vergleich zu Eberlin wirkt bei Telemann alles mit leichterer Hand hingeworfen und weniger dicht. Und dennoch: Der gravitätische A-Teil vermag mit wenig Aufwand und wohl dosierten Dissonanzen die vorgesehene ernste und gravitätische Stimmung des „Es segne uns Gott“ zu erzeugen. Dem „hurtigen“ Fugato geht es mehr um großflächige Wirkung als um akademische Tiefe. Der Verwendbarkeit im Gottesdienst sind kaum Grenzen gesetzt.

Besetzung: Coro SATB, Bc / Sprache: Deutsch / Dauer: ca. 4 min / Schwierigkeitsgrad: mittel / Tonart: h-Moll / Text: Psalm 67,8 / Verlag: Carus CV 39.034