Zusammenarbeit mit anderen
Einer der wichtigsten Faktoren, den wir im Hinblick auf unsere berufliche Richtung beachten sollten, ist die Frage, wie gut oder weniger gut wir mit anderen zusammenarbeiten. Jeder Mensch hat seine eigene Art, wie er berufliche Beziehungen gestaltet. Jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche; und jeder braucht ein unterschiedliches Maß an Rückzugsmöglichkeiten oder an Teamarbeit. Wir alle gehen auch unterschiedlich mit Gleichaltrigen oder Autoritätspersonen um. Es gibt keine „normale“ Art, mit anderen umzugehen. Es ist sehr wichtig, dass wir verstehen, was gerade wir unbedingt brauchen, damit wir unsere Fähigkeiten in bestmöglicher Weise erweitern können. Viele spezielle Themen, die mit meiner Interaktion am Arbeitsplatz zu tun haben, wurden schon in den vorangegangenen Kapiteln behandelt; der folgende Absatz ist eher eine Zusammenfassung grundlegender Bedürfnisse, die ich bei meiner Entscheidung für eine berufliche Richtung berücksichtige.
Meine Stärke nicht unterschätzen
Ich liebe es, gebraucht zu werden, und ich bin ein Rückhalt für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen oder Kollegen und Kolleginnen, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Manchmal gehe ich allerdings zu weit und lasse mich von Leuten ausbeuten, die nicht dazu bereit sind, selbst die Verantwortung zu übernehmen, oder die nur eine starke Schulter suchen, an der sie sich ausweinen können. Aber das macht mir nichts aus, solange ich nur behilflich sein kann. Meine wahren Motive sind nämlich tatsächlich echte Hilfsbereitschaft und Fürsorge. Allerdings brauche auch ich Rat und Unterstützung von anderen, was sich nur dann als problematisch erweisen könnte, wenn ich meine eigenen Stärken aus dem Blick verliere und zulasse, dass andere für mich Entscheidungen treffen. Da es mir liegt, mit Menschen zusammenzuarbeiten, würde ich mich nicht damit wohlfühlen, völlig alleine arbeiten zu müssen, weil mir dann das Zugehörigkeitsgefühl fehlt, das mit meiner Arbeit in einem Team einhergeht. Trotzdem bin ich durchaus in der Lage, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Es wird auch Zeiten geben, in denen ich die Initiative übernehmen muss, um in meinem Beruf weiterzukommen – selbst wenn Kollegen und Kolleginnen befremdet oder wütend reagieren, weil sie nicht wollen, dass sich meine Beziehung zu ihnen verändert. Ich werde darauf achten, dass meine Angst vor Zurückweisung und Ausgeschlossensein mich nicht daran hindert, meine Ziele zu verfolgen. Ich kann nicht immer allen Menschen gefallen, ohne dass sich in mir eine Menge Ärger und Frustration aufstaut.
Vielleicht muss ich auch üben, sich gegenüber Autoritäten (Personen, die Autorität haben, aber keine sind) durchzusetzen. Das heißt nicht, dass ich unnötige Konflikte heraufbeschwören sollte, sondern eher, sich Klarheit über meine Rechte zu verschaffen und darüber nachzudenken, wozu ich bei meiner Tätigkeit bereit bin und wozu nicht. Wenn ich glaube, ungerecht behandelt zu werden, fühle ich mich schnell ausgebeutet, was dazu führen kann, dass ich mein Vertrauen und meine Freude am Beruf unterminiere. Ich werde dafür sorgen, dass ich an meinem Arbeitsplatz in keine Opferrolle gerate. Niemand kann mich schikanieren, wenn ich das nicht zulasse und niemand kann mich ausbeuten, es sei denn, ich gebe jemandem bewusst oder unbewusst die Erlaubnis dazu. Wenn ich in einer Arbeitssituation bin, in der es tatsächlich Unterdrückung und Ungerechtigkeit gibt, habe ich die Wahl, entweder zu gehen oder sich die Unterstützung anderer zu suchen, um gegen Mißstände anzukämpfen. Ich muss mich nicht ohnmächtig ausgeliefert fühlen. Lerne ich, meine Stärke zu erkennen und sie klug zu nutzen. Das schließt keineswegs aus, dass ich auch weiterhin hilfsbereit und unterstützend mit meinen Mitmenschen bin.